Schon vor Ewigkeiten hatte ich im Internet-Telefonbuch in dem Ort, in dem mein Großonkel lebte, einen Namensvetter von ihm gefunden. Lange Zeit – es waren bestimmt 3 Jahre – brauchte ich, um endlich mal den Hörer in die Hand zu nehmen und dort anzurufen.
War es Angst, abgewiesen zu werden? Ich denke schon. Ist eigentlich richtig blöd, denn eigentlich hatte ich doch nichts zu verlieren.
Also rief ich dort an und fragte, ob er ein Verwandter meines Großonkels wäre – jepp – er war ein Enkel, also ein Großcousin (=Cousin 2. Grades) von mir. Er gab mir den Hinweis auf eine noch lebende Tochter meines Großonkels – Tante Lieschen – demnach eine Cousine meines verstorbenen Papa’s.
Also rief ich auch Tante Lieschen an. Es war ein richtig nettes Telefonat. Sie wusste gar nicht, dass ihr Vater noch Geschwister hatte und war dementsprechend überrascht. Wir verabredeten, dass ich mich nach meinem Sommerurlaub nochmal melden und sie gern besuchen würde.
Am nächsten Tag setzte ich mich aber noch hin und schrieb einen 2-seitigen Brief – und das händisch, wo ich im heutigen Zeitalter maximal einen Einkaufszettel per Hand schreibe – mit allen mir bekannten Fakten, legte noch ein paar ausgedruckte Bilder meines Großvaters dazu und schickte ihn ab.
Zwei Tage später klingelte mein Telefon. Es war Tante Lieschen. Ihr erster Kommentar war: „Wir sagen jetzt aber erstmal Du zueinander!“ Man, habe ich mich darüber gefreut. Wir unterhielten uns eine ganze Weile.
Nach meiner Reise in die Vergangenheit (siehe anderen Artikel von mir) telefonierten wir wieder miteinander und Tante Lieschen lud mich zu ihrer Geburtstagfeier ein. Sie hatte sich riesig gefreut über meine Zusage und war richtig aufgeregt.
Ich konnte das Wochenende kaum erwarten. Meine Vorfreude war groß, ebenso war ich darauf gespannt, etwas über meine Vorfahren – unter anderem über meine Urgroßmutter, die dort ihre letzten 1-2 Jahre verlebt hatte, zu erfahren.
Endlich war es soweit. Ich nahm mir am Freitag Urlaub und fuhr am Vormittag los. Nach etwa 5 Stunden kam ich dann am Ort meiner Begierde an.
Während ich noch den richtigen Eingang des Plattenbaus suchte (ich war zu blöd, die Hausnummern zu sehen) stand eine ältere Dame an der Tür und ich fragte nach der Familie X (aus Datenschutzgründen nenne ich hier weiter keine Namen). Sie zeigte auf sich – es war Tante Lieschen! Wir umarmten uns freudig, sie wollte mich gar nicht wieder los lassen. Dann gingen wir in die Wohnung. Dort fand ich ihren Mann – Onkel Dieter – vor, der mich ebenso herzlich begrüßte. Des Weiteren konnte ich auch noch ihre Tochter und deren Schwiegertochter mit Nachwuchs kennen lernen, die gerade zu Besuch waren.
Was ist jetzt eigentlich das Urenkelkind der Cousine meines Vaters für mich?
Nachdem Tochter und Anhang gegangen waren, fuhren wir zum ältesten Sohn – irgendwie hat er Ähnlichkeit mit meinem Cousin -nd im Anschluss zeigte mir Onkel Dieter noch das frühere Wohnhaus meines Großonkels, in dem meine Ur-Großmutter ihre letzten Lebensjahre verbracht hatte.
Meine Ur-Großeltern wurden aus Pfaffendorf, Kreis Lauban (Niederschlesien) vertrieben und lebten dann in Göbschelwitz bei Leipzig. Nach dem Tod meines Ur-Großvaters ging sie zu ihrer Schwester nach Dresden und nach deren Tod dann zu ihrem Sohn.
Wieder in der Wohnung angekommen, haben wir uns lange über unsere Familien unterhalten und Tante Lieschen zeigte mir noch einige Familienfotos. Dann rief sie noch ihre Schwester, Tante Gertraud, in Herford an, mit der ich auch sprechen konnte. Ich erfuhr, dass vor Jahren meine Mutter sie mal ausfindig machte und Kontakt zu ihr aufnahm, es sogar zu gegenseitigen Besuchen kam.
Warum haben mir meine Eltern nie etwas davon erzählt? Lag es daran, dass ich mit meinem Kram zu sehr beschäftigt war? Ich weiß es nicht. Leider kann ich sie auch nicht mehr fragen.
Ich vereinbarte mit Tante Gertraud, dass ich sie demnächst mal anrufen und sie auch gern einmal besuchen würde.
Dann verabschiedete ich mich bald und ging in meine Unterkunft, wobei Tante und Onkel es sich nicht nehmen ließen, mich dorthin zu begleiten, obwohl es nur ein paar Meter waren.
Am nächsten Morgen trafen wir uns wie verabredet zum Frühstück in die Wohnung. Wir erzählten noch viel bis zum Mittagessen. Danach ging es an die Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier, die in einer Art Dorfgemeinschaftshaus stattfinden sollte. Zwischenzeitlich kam noch Onkel Dieters Bruder mit Frau.
Nachmittags gingen wir dann ins Dorfgemeinschaftshaus, deckten die Tische und warteten auf die ersten Gäste. Hierbei konnte ich noch weitere Neffen von Tante Lieschen kennen lernen. Unter anderem kam auch der Neffe, zu dem ich damals den ersten telefonischen Kontakt aufnahm. Er kam seit Jahren das erste Mal wieder zu seiner Tante und das nur, um mich kennen zu lernen.
Es war ein wirklich schöner Tag.
Am nächsten Tag haben wir nach einem gemeinsamen Frühstück erstmal die Rückstände der Feier beseitigt und nach dem Mittagessen machten ich mich wieder auf den Heimweg.
Wir versprachen, in regelmäßigem Kontakt zu bleiben.
Hallo Marion
ich bin Ludwig Nollmeyer und seit Jan. 1981 – mit teilw. längeren Pausen – „familienforschungssüchtig“. Ich gebe dir Recht, oft sind es die Zufallsfunde, die einen weiter bringen… Ich forsche nach NOLLMEYER und versuche in allen Richtungen, Bindeglieder zu MEINER Ahnenreihe zu finden…nicht gerade einfach!
Zu der in Deiner Ahnenreihe erscheinenden Anna Marie Friederike JAHNS habe ich einige Ergänzungen : *15.07.1856, in Söllingen, + …(?)…, in Braunschweig, oo 14.04.1879 in Schöningen (Braunschweig, Nr. 9/1879) August Heinrich Gottfried NOLLMEYER, ev., Kesselschmied, später Monteur; *29.08.1855 in Westeregeln, +…(?)… in Braunschweig. Diese und weitere Angaben, (die ich in Handschrift von einer, inzwischen verst. „Schwieger-Enkelin“ aus Bremerhaven erhielt) zu Kindern, Enkeln kann ich Dir gerne als Fotokopie an Deine Postanschrift senden. Wenn Du magst.
Ich grüße aus Rostock
Ludwig Nollmeyer