Onkel Willi – eine Kindheitserinnerung

Als ich so 6 -7 Jahre alt war, hatte meine Oma Besuch von Onkel Willi. Dabei waren noch sein Enkel, der etwa 2 Jahre älter war als ich sowie seine Enkeltochter mit ihrem Verlobten – Frisch verliebt waren die beiden und immer wieder am „Busserln“, woraufhin ich dann auch den kleinen Bruder heiraten wollte 🙂

Dann kann ich mich noch daran erinnern, dass wir Onkel Willi einmal besucht hatten und fand es ganz lustig, dass der Onkel Willi in Willershausen wohnt.

Nun durch die Ahnenforschung animiert, interessierte ich mich auch dafür, wer Onkel Willi genau war und was aus ihm geworden ist.

Ich vermutete, dass er ein Cousin meiner Oma gewesen sein muss, da er mit Nachnamen Malbrich hieß, der Geburtsname meiner Ur-Oma.

Ich machte mich im Internet also auf die Suche nach Onkel Willi und wurde bei ancestry dann auch fündig, woraufhin ich dann den  Stammbaumhalter anschrieb:


 


 

8 Februar 2015

Hallo Herr XXXX,

hier auf ancestry habe ich in Ihrem Stammbaum Willy Malbrich entdeckt. Ich vermute, dass Willy ein Verwandter (evtl. Cousin) meiner Großmutter Martha Bäger, geb. Jeschke war. Meine Urgroßmutter (die Mutter von Martha) war eine geborene Malbrich – (Bertha) Selma, geboren in Thiemendorf, Kreis Lauban.

Ich kann mich noch daran erinnern, dass ein Willy Malbrich Ende der 60er Jahre bei uns, bzw. meiner Oma in Barbis (Bad Lauterberg) zu Besuch war. Er hatte seine Enkeltochter mit ihrem Verlobten mit und seinen Enkelsohn, der so um die 6-8 Jahre alt gewesen sein müsste dabei. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie er hieß – evtl. Rolf oder Walter.

Ich würde mich freuen, wenn ich von Ihnen hören würde.

Auch wir haben Willy einmal in Willershausen besucht. Ich fand es damals als Kind ganz lustig, dass der Willy in Willershausen wohnt.

Nette Grüße“


Am nächsten Tag bekam ich auch schon per Mail eine Antwort:


 

Sehr geehrte Frau Höckelmann,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Ich bin sehr daran interessiert mich mit Ihnen über die Ergebnisse der Familienfoschung auszutauschen.

Die von Ihnen genannte Enkeltochter und ihr Verlobter könnten meine Frau und ich gewesen sein.

Ich kann mich an einen Besuch Anfang der 70er Jahre in Barbis (ich habe meine Frau im Mai 1970 kennen gelernt) erinnern, wo ich die Großeltern meiner damaligen Freundin / Verlobten hingefahren und auch wieder abgeholt habe.

Wir sollten unbedingt mal telefonieren.

Meine Telefonnr. sehen Sie unten.

Ich bin heute von 13°° bis ca. 19°° zu erreichen.

 mit besten Grüßen“


Logisch, dass ich dann nach Feierabend dort anrief.

Wir unterhielten uns eine ganze Weile. Er erzählte mir, dass Willi ein uneheliches Kind von Klara Malbrich gewesen ist. Klara hat aber später geheiratet und wurde von der Familie Oma Hüttich genannt. Genaueres wusste er aber auch noch nicht, da er auf der Seite seiner Frau noch nicht viel erforscht hat.

Das war für mich ein Anlass, den Karton mit den alten Postkarten durch zu schauen. Ich fand Karten von einer Klara Hüttig aus Hattorf, die an meine Oma adressiert waren. Mit dieser Information war ich mal wieder einen Schritt weiter.

Ich fand heraus, dass es in Hattorf noch jemanden mit diesem Namen gibt und gab diese Information an den „Schwieger-Enkel“ von Onkel Willi weiter, der dorthin dann auch Kontakt aufnahm.

Ob und inwieweit eine Verwandtschaft besteht, konnte bisher noch nicht abschließend geklärt werden.

Es bleibt also spannend.

Anruf von Unbekannt

Letzten Sonntag klingelte gegen Abend unser Telefon. Auf dem Display stand „Unbekannt“. Mein Mann ging dran und sagte nach einer ganzen Weile des Zuhörens: „Da gebe ich Ihnen mal meine Frau.“

Er gab mir den Hörer und es stellte sich ein Herr mit den Worten vor: „Ich habe auf Ihrer Homepage gesehen, dass ich ein Cousin 3. Grades von Ihnen bin.“ – Er ist ein Nachkomme einer Schwester meiner Ur-Oma und betreibt ebenfalls Ahnenforschung.

Oh man, war ich aufgeregt und emotional sehr berührt.

Wir unterhielten uns lange. Das Kuriose dabei ist, dass er gar nicht so weit von uns weg aufgewachsen ist, in Göttingen studiert und dann auch noch in meiner Geburtsstadt seine Doktorarbeit geschrieben hat. Da war man so nah beieinander und wusste nichts voneinander.

Wir vereinbarten, dass wir uns bald einmal treffen würden.

Ich freue mich schon darauf.

Mein Besuch bei Tante Lieschen

Schon vor Ewigkeiten hatte ich im Internet-Telefonbuch in dem Ort, in dem mein Großonkel lebte, einen Namensvetter von ihm gefunden. Lange Zeit – es waren bestimmt 3 Jahre – brauchte ich, um endlich mal den Hörer in die Hand zu nehmen und dort anzurufen.

War es Angst, abgewiesen zu werden? Ich denke schon. Ist eigentlich richtig blöd, denn eigentlich hatte ich doch nichts zu verlieren.

Also rief ich dort an und fragte, ob er ein Verwandter meines Großonkels wäre – jepp – er war ein Enkel, also ein Großcousin (=Cousin 2. Grades) von mir. Er gab mir den Hinweis auf eine noch lebende Tochter meines Großonkels – Tante Lieschen – demnach eine Cousine meines verstorbenen Papa’s.

Also rief ich auch Tante Lieschen an. Es war ein richtig nettes Telefonat. Sie wusste gar nicht, dass ihr Vater noch Geschwister hatte und war dementsprechend überrascht. Wir verabredeten, dass ich mich nach meinem Sommerurlaub nochmal melden und sie gern besuchen würde.

Am nächsten Tag setzte ich mich aber noch hin und schrieb einen 2-seitigen Brief – und das händisch, wo ich im heutigen Zeitalter maximal einen Einkaufszettel per Hand schreibe – mit allen mir bekannten Fakten, legte noch ein paar ausgedruckte Bilder meines Großvaters dazu und schickte ihn ab.

Zwei Tage später klingelte mein Telefon. Es war Tante Lieschen. Ihr erster Kommentar war: „Wir sagen jetzt aber erstmal Du zueinander!“ Man, habe ich mich darüber gefreut. Wir unterhielten uns eine ganze Weile.

Nach meiner Reise in die Vergangenheit (siehe anderen Artikel von mir) telefonierten wir wieder miteinander und Tante Lieschen lud mich zu ihrer Geburtstagfeier ein. Sie hatte sich riesig gefreut über meine Zusage und war richtig aufgeregt.

Ich konnte das Wochenende kaum erwarten. Meine Vorfreude war groß, ebenso war ich darauf gespannt, etwas über meine Vorfahren – unter anderem über meine Urgroßmutter, die dort ihre letzten 1-2 Jahre verlebt hatte, zu erfahren.

Endlich war es soweit. Ich nahm mir am Freitag Urlaub und fuhr am Vormittag los. Nach etwa 5 Stunden kam ich dann am Ort meiner Begierde an.

Während ich noch den richtigen Eingang des Plattenbaus suchte (ich war zu blöd, die Hausnummern zu sehen) stand eine ältere Dame an der Tür und ich fragte nach der Familie X (aus Datenschutzgründen nenne ich hier weiter keine Namen). Sie zeigte auf sich –  es war  Tante Lieschen! Wir umarmten uns freudig, sie wollte mich gar nicht wieder los lassen. Dann gingen wir in die Wohnung. Dort fand ich ihren Mann – Onkel Dieter – vor, der mich ebenso herzlich begrüßte. Des Weiteren konnte ich auch noch ihre Tochter und deren Schwiegertochter mit Nachwuchs kennen lernen, die gerade zu Besuch waren.

Was ist jetzt eigentlich das Urenkelkind der Cousine meines Vaters für mich?

Nachdem Tochter und Anhang gegangen waren, fuhren wir zum ältesten Sohn – irgendwie hat er Ähnlichkeit mit meinem Cousin -nd im Anschluss zeigte mir Onkel Dieter noch das frühere Wohnhaus meines Großonkels, in dem meine Ur-Großmutter ihre letzten Lebensjahre verbracht hatte.

Meine Ur-Großeltern wurden aus Pfaffendorf, Kreis Lauban (Niederschlesien) vertrieben und lebten dann in Göbschelwitz bei Leipzig. Nach dem Tod meines Ur-Großvaters ging sie zu ihrer Schwester nach Dresden und nach deren Tod dann zu ihrem Sohn.

Wieder in der Wohnung angekommen, haben wir uns lange über unsere Familien unterhalten und Tante Lieschen zeigte mir noch einige Familienfotos.  Dann rief sie noch ihre Schwester, Tante Gertraud, in Herford an, mit der ich auch sprechen konnte. Ich erfuhr, dass vor Jahren meine Mutter sie mal ausfindig machte und Kontakt zu ihr aufnahm, es sogar zu gegenseitigen Besuchen kam.

Warum haben mir meine Eltern nie etwas davon erzählt? Lag es daran, dass  ich mit meinem Kram zu sehr beschäftigt war? Ich weiß es nicht. Leider kann ich sie auch nicht mehr fragen.

Ich vereinbarte mit Tante Gertraud, dass ich sie demnächst mal anrufen und sie auch gern einmal besuchen würde.

Dann verabschiedete ich mich bald und ging in meine Unterkunft, wobei Tante und Onkel es sich nicht nehmen ließen, mich dorthin zu begleiten, obwohl es nur ein paar Meter waren.

Am nächsten Morgen trafen wir uns wie verabredet zum Frühstück in die Wohnung. Wir erzählten noch viel bis zum Mittagessen. Danach ging es an die Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier, die in einer Art Dorfgemeinschaftshaus stattfinden sollte. Zwischenzeitlich kam noch Onkel Dieters Bruder mit Frau.

Nachmittags gingen wir dann ins Dorfgemeinschaftshaus, deckten die Tische und warteten auf die ersten Gäste. Hierbei konnte ich noch weitere Neffen von Tante Lieschen kennen lernen. Unter anderem kam auch der Neffe, zu dem ich damals den ersten telefonischen Kontakt aufnahm. Er kam seit Jahren das erste Mal wieder zu seiner Tante und das nur, um mich kennen zu lernen.

Es war ein wirklich schöner Tag.

Am nächsten Tag haben wir nach einem gemeinsamen Frühstück erstmal die Rückstände der Feier beseitigt und nach dem Mittagessen machten ich mich wieder auf den Heimweg.

Wir versprachen,  in regelmäßigem Kontakt zu bleiben.